Kurzportrait der Firma
Die Tagesmütter Graz-Steiermark gemeinn. Betriebs GmbH beschäftigt an 13 Standorten rund 360 MitarbeiterInnen, davon rund 320 Tagesmütter/-väter in eigenen Haushalten, in Kindergärten und in Betrieben. Diese betreuen 1800 Kinder in der gesamten Steiermark. Für alle MitarbeiterInnen wurde ein strukturiertes Projekt zur ganzheitlichen Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) mit dem Namen „aktiv & vital“ umgesetzt.
Wann wurde mit BGF begonnen und was waren die Gründe dafür?
Bereits vor Projektstart wurden gesundheitsbezogene Einzelmaßnahmen für die MitarbeiterInnen umgesetzt. Tagesmütter Steiermark wollte den Wünschen der MitarbeiterInnen nach vermehrten Aktivitäten im Gesundheitsbereich mit dem strukturierten und ganzheitlichen BGF-Ansatz entsprechen. Der geplante Ablauf des BGF-Projektes mit dem Titel „aktiv & vital“ wurde den MitarbeiterInnen im Rahmen von Dienstbesprechungen vorgestellt. Weiters wurden sie zur regen Teilnahme im Laufe des Projektes eingeladen.
Wer wurde in die Projektstrukturen bzw. in die Steuerungsgruppe eingebunden?
In der Vorprojektphase wurden die Projektstrukturen aufgebaut. Das Projektteam wurde formiert. Die Projektleitung übernahm Mag.a Elisabeth Machacsek in der Funktion der Personalleitung. Die Steuerungsgruppe wurde implementiert, an der neben der BGF-Projektleitung auch die Betriebsratsvorsitzende sowie die Geschäftsführerin Michaela Linhart, MBA beteiligt waren. Im Projektteam arbeiteten neben der BGF-Projektleitung die Leiterin des Rechnungswesens und Prokuristin, eine Regionalstellenleiterin, eine Regionalstellenmitarbeiterin und die Betriebsratsvorsitzende mit.
Welche Instrumente wurden im Zuge der Ist-Analyse sowie in der abschließenden Evaluation eingesetzt?
Aufgrund der Größe des Unternehmens und der dezentralen Organisation wurde die MitarbeiterInnenbefragung mittels BGF-Fragebogen als geeignet angesehen, um die Ressourcen und Belastungen im Unternehmen zu erheben. Zudem konnten Synergien mit der Umsetzung der gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsplatzevaluierung psychischer Belastungen laut ArbeitnehmerInnenschutzgesetz genutzt werden. Um die zu Beginn gesetzten Ziele überprüfen zu können, kam die BGF-Mitarbeiterbefragung am Ende des Projektes ein zweites Mal zum Einsatz. Es zeigten sich zu dem Zeitpunkt bereits Verbesserungen im selbsteingeschätzten Gesundheitsbewusstsein sowie in der Arbeitsfähigkeit.
Wie wurde die Belegschaft eingebunden? Wie wurde sie über die BGF-Aktivitäten informiert?
Auf Basis der Ergebnisse aus der BGF-MitarbeiterInnenbefragung wurden Gesundheitszirkel durchgeführt und entsprechende Maßnahmenvorschläge von den Beschäftigten erarbeitet. Im Intranet des Unternehmens wurde diesbezüglich eine eigene Seite „aktiv & vital“ eingerichtet, wo laufend über aktuell stattfindende Maßnahmen informiert wurde und, im Rahmen der BGF in der Nachhaltigkeit, weiterhin wird.
Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
In der Steuerungsgruppe wurde letztlich entschieden, welche der in den Gesundheitszirkeln erarbeiteten Maßnahmen in die Umsetzung gelangen können. Die entsprechenden Informationen erhielten die MitarbeiterInnen im Rahmen von Dienstbesprechungen, durch Informationsschreiben und Artikel in der Firmenzeitschrift. Für die Aussendung von Informationen wurde von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit ein eigener Leitfaden entwickelt, um relevante Informationen rasch vermitteln zu können.
Besonderes Augenmerk wurde auf belastende Strukturen und Prozesse gelegt, die durch unterschiedlichste Maßnahmen verbessert wurden. So wurden für die Vorgehensweise bei der Organisation von Krankenstandvertretungen Best Practice-Beispiele erhoben und diese allen Tagesmüttern/-vätern zur Verfügung gestellt. Dadurch werden die Vernetzung und der Austausch untereinander gefördert, und ein korrektes Vorgehen bei Vertretungen kann gewährleistet werden. Die MitarbeiterInnengespräche wurden um die Themen die Gesundheit am Arbeitsplatz betreffend ergänzt. Des Weiteren wurden Seminare zum Schwerpunkt „Teambuilding“ und „Resilienz“ realisiert. In der MitarbeiterInnenzeitung wurde über z.B. Tabakentwöhnung berichtet sowie darüber, dass Firmenrabatte für den Kauf von vergünstigtem und gesundem Essen ermöglicht wurden. Mit der eigenen Rezeptdatenbank im Intranet profitieren die Tagesmütter/-väter sowie die zu betreuenden Kinder von einer gesunden Küche.
Wie soll gewährleistet werden, dass BGF eine nachhaltige und stetige Entwicklung ist?
Die Geschäftsführung hat sich nach Ende des BGF-Projektes dafür ausgesprochen, die Nachhaltigkeit ausdrücklich zu unterstützen. Die MitarbeiterInnen wurden hinsichtlich der Kompetenzen zur BGF geschult sowie das Thema in das bereits vorhandene Qualitätsmanagementsystem integriert. Somit ist gesichert, dass gesundheitsrelevante Aspekte bei allen Unternehmensentscheidungen mitberücksichtigt werden und über den gut etablierten Kontinuierlichen Verbesserungsprozess auch Rückmeldungen zu BGF-Themen seitens der MitarbeiterInnen erfolgen.
Welche Stolpersteine gab es zu meistern?
Die größte Herausforderung lag im dislozierten Arbeiten der MitarbeiterInnen. Der Großteil der Tagesmütter/-väter arbeitet in ihren privaten Haushalten, ein weiterer Teil in Betrieben als Betriebstagesmütter/-väter oder in der Nachmittagsbetreuung in Kindergärten. Auch die regionalen Büros, in welchen Vermittlung, Betreuung und Begleitung der Tagesmütter/-väter und Eltern erfolgt, sind steiermarkweit verteilt. Hier galt es, passende Maßnahmen und Informationskanäle zu finden, um allen MitarbeiterInnen eine Teilnahme zu ermöglichen.
Gelegentlich gab es Verbesserungswünsche und -vorschläge zu gesetzlichen Rahmenbedingungen, die vom Unternehmen nicht geändert werden können. Darunter fiel vor allem die nicht immer als ausreichend empfundene finanzielle Absicherung.
Wie wurde das Projekt finanziert?
Neben den Projektförderungen des FGÖ und der Steiermärkischen GKK hat das Unternehmen die Kosten getragen.
Was möchten Sie interessierten Unternehmen mit auf den Weg geben?
Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen im NPO-Bereich. Somit sind motivierte und gesunde MitarbeiterInnen unser Kapital, die finanziellen Mittel und der rechtliche Spielraum sind jedoch eingeschränkt. Daher gilt es, kreativ zu sein und die MitarbeiterInnen als ExpertInnen für ihren Arbeitsbereich mit einzubeziehen. Es ist nicht (nur) der klassische Obstkorb; auch mit wenig Budget, aber professionellen Strukturen lässt sich vieles umsetzen. Es gilt Rahmenbedingungen zu schaffen, die ein gesundheitsförderndes Arbeiten ermöglichen. Das Miteinbeziehen der MitarbeiterInnen schafft gerade bei sehr dislozierter Arbeit Verbundenheit.