Kurzportrait der Firma
Das Justizzentrum Leoben in der Steiermark trifft Entscheidungen im Straf-, Zivil- und Außerstreitbereich. Neben dem Landesgericht Leoben, ist in dem Gebäude des Justizzentrums auch das Bezirksgericht Leoben sowie die Staatsanwaltschaft Leoben untergebracht. 133 MitarbeiterInnen sind am Justizzentrum beschäftigt.
Wann wurde mit BGF begonnen und was waren die Gründe dafür?
Im April 2015 erfolgte der Anstoß zur Betrieblichen Gesundheitsförderung durch Mitarbeiterinnen des Landesgerichtes Leoben. Drei Personen am Justizzentrum absolvierten die Ausbildung „Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter“ und wurden somit zu Multiplikatoren im Bereich der Bewegung am Arbeitsplatz ausgebildet. Nach der Ausbildung waren sie nach Rücksprache mit der Führungsebene entschlossen, ein ganzheitliches BGF-Projekt am Justizzentrum zu initiieren.
Als Beweggrund der Dienststelle, ein Projekt zur Betrieblichen Gesundheitsförderung zu starten, wurde der Wunsch nach verbesserten Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und gemeinsamen Maßnahmen für alle MitarbeiterInnen genannt. Die Stärkung der Gesundheit, des Wohlbefindens sowie des Zusammenhalts im Team, standen bereits vor Projektstart im Fokus.
Wer wurde in die Projektstrukturen bzw. in die Steuerungsgruppe eingebunden?
Im Rahmen der Projektvorphase, von April bis Mail 2015, wurden alle notwenigen Strukturen für den Start des BGF-Projektes geschaffen. Zu Beginn wurde eine Steuerungsgruppe gebildet, bestehend aus einem Präsidialrichter des Landesgerichts, dem Leiter der Staatsanwaltschaft Leoben, dem Geschäftsstellenleiter des Bezirksgerichts, einem Vertreter der Richtervereinigung und der Vorsitzenden des Dienststellenausschusses der Personalvertretung, die gleichzeitig Sicherheitsvertrauensperson ist.
Somit konnten Interessensvertreter auf unterschiedlichen Ebenen für die Koordination des Projektes gewonnen werden. Im Rahmen einer Auftaktveranstaltung mit allen MitarbeiterInnen wurde das Projekt „Justiz in Form“ erfolgreich gestartet.
Welche Instrumente wurden im Zuge der Ist-Analyse sowie in der abschließenden Evaluation eingesetzt?
Die Ist-Analyse erfolgte sowohl qualitativ als auch quantitativ. Zum einen in Form einer schriftlichen Mitarbeiterinnenbefragung. Zum anderen in Form von Gesundheitszirkeln. Offene und themenspezifische Gesundheitszirkel mit unterschiedlichen Zielgruppen wurden umgesetzt. Ergänzende Informationen konnten aus den jährlichen Mitarbeiterinnengesprächen, den Dienst- bzw. Teambesprechungen (jeweils quartalsweise) gewonnen werden. Außerdem erfolgte eine Analyse verschiedener Kennzahlen wie etwa der Fluktuationsrate.
In der abschließenden Evaluierung im April 2017 wurde auf den Fragebogen „Kombi AG“ zurückgegriffen. Auch hier wurde die Analyse mittels Evaluierungszirkelgruppen, Kennzahlen und Mitarbeitergesprächen vervollständigt. Darüber hinaus wurde Wert auf eine ergänzende Projektevaluation gelegt. Die Auswertung ergab, dass 90 % der MitarbeiterInnen die Auswirkungen des Projektes als positiv oder sehr positiv beschrieben.
Wie wurde die Belegschaft eingebunden? Wie wurde sie über die BGF-Aktivitäten informiert?
Per E-Mail konnten alle MitarbeiterInnen über die einzelnen Veranstaltungen, Angebote und Workshops im Rahmen des Projektes informiert werden. Ergänzend wurden die Informationen im Intranet und in Schaukästen des Justizzentrums angekündigt.
Gesundheitsberichte wurden ebenfalls per E-Mail versandt und im Intranet veröffentlicht. Der Maßnahmenplan zur Betrieblichen Gesundheitsförderung wurde laufend aktualisiert und war im Intranet für alle zugänglich. Persönliche Informationsgespräche rundeten die Projektkommunikation ab.
Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
Auf Basis der Analysephase konnte die Steuerungsgruppe zielgruppenorientierte Maßnahmen umsetzen. Auf der Verhältnisebene wurde eine regelmäßige Begehung zur Verbesserung der Ergonomie am Arbeitsplatz durchgeführt. Zum Ausgleich der sitzenden Tätigkeit wurden Stehpulte angekauft. Hinsichtlich der Optimierung der Arbeitsumgebung konnte eine neue Einstellung der Heizung erzielt werden. Maßnahmen zur Verbesserung der internen Kommunikation wurden mit bereits bestehenden Führungsinstrumenten wie regelmäßigen Team- und Mitarbeitergesprächen und mit Angeboten des Dienstgebers kombiniert.
Auf der Verhaltensebene wurden unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt und eine breite Auswahl an Workshops für MitarbeiterInnen angeboten. Das Erlernen von Entspannungsmethoden, die medizinische Rückenschule oder Ernährungsvorträge stellen hier nur einen kleinen Auszug aus den umgesetzten Maßnahmen dar. Für ausgewählte Zielgruppen wurden Fortbildungen im Bereich der Kommunikation angeboten. Führungskräfte konnten an Seminaren zum Thema „Gesundes Führen“ teilnehmen.
Welche Erfolge konnten erzielt werden?
Das Projekt „Justiz in Form“ ist bei den MitarbeiterInnen sehr gut angekommen und hat ihr Wissen über körperliche und seelische Gesundheit vermehrt und vor allem durch das Programm „Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter“ ihre Bereitschaft zur Bewegung gesteigert.
Die Ergebnisse der Evaluierung machen deutlich, dass durch das BGF-Projekt eine Verbesserung des individuellen Informationsflusses und des Zeitmanagements erreicht werden konnte. Ebenso gelang eine Reduzierung der Stressbelastung durch die Optimierung der Arbeitsabläufe. Insgesamt sind eine Steigerung des Wohlbefindens und eine verbesserte Zusammenarbeit der MitarbeiterInnen erkennbar.
„Selbstverständlich ist das für uns kein Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. Wie jede Institution lebt auch das Justizzentrum Leoben von seinen MitarbeiterInnen und ist auf ihre Einsatzbereitschaft angewiesen. Wir wollen daher die positiven Effekte des Gesundheitsprojekts geordnet in den Regelbetrieb überführen und auch weiterhin für eine nachhaltige Umsetzung der bereits erzielten Ergebnisse sorgen.“
Wie soll gewährleistet werden, dass BGF eine nachhaltige und stetige Entwicklung ist?
Die nachhaltige Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse hat für das Justizzentrum Leoben einen hohen Stellenwert. Um die Fortführung der Arbeit des BGF-Projektes zu gewährleisten, wurde beschlossen, die Projektstrukturen weiterhin beizubehalten – die Steuerungsgruppe bleibt somit in gleicher Zusammensetzung wie bisher bestehen.
Darüber hinaus wurden Besprechungsmodalitäten, Aufgaben der Steuerungsgruppe und der BGF-Beauftragten in der Nachhaltigkeitsphase konkretisiert und schriftlich festgehalten. Der Maßnahmenplan wird im Zuge dessen jährlich auf die Ziele abgestimmt. Besondere Verantwortung haben hier Führungskräfte, die – wie bisher – bereit sind, BGF wertschätzend zu unterstützen, bei Mitarbeiterinnengesprächen zum Thema zu machen und durch eigene Teilnahmeihre Vorbildfunktion wahrzunehmen und die MitarbeiterInnen zur Maßnahmenumsetzung zu ermutigen.
Welche Stolpersteine gab es zu meistern?
Am Anfang ist es schwierig, das Projekt zu "verkaufen" und Interesse dafür zu wecken. Dann ist es schwierig, Geld dafür zu bekommen, zumal es sich hier um öffentliches Geld handelt, mit dem sparsam umgegangen werden muss. Später ist es schwierig, mit immer neuen Ideen und Angeboten alle bei der Stange zu halten. Schließlich ist es schwierig, den mit dem Projekt verbundenen bürokratischen Aufwand (Sitzungen unterschiedlichster Gruppen und Zirkel, Berichte, Protokolle, Anträge und Fragebögen) zu bewältigen und dabei das Ziel – das Wohl der MitarbeiterInnen – nicht aus dem Auge zu verlieren.
Was möchten Sie interessierten Unternehmen mit auf den Weg geben?
Man braucht – zumindest – zwei IdealistInnen (damit sie sich gegenseitig antreiben, unterstützen und trösten), die in ihren Bemühungen nicht nachlassen. Daneben benötigt man noch einige MitarbeiterInnen, die aushelfen und kreative Ideen einbringen.
Auch wenn man die Stolpersteine (siehe oben) nicht unterschätzen sollte – die Mühe lohnt sich, weil die einzelnen Projekte es den MitarbeiterInnen ermöglichen, einander in einem ganz anderen als dem bisherigen Kontext kennenzulernen, dadurch das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken und eine bessere Basis für die tägliche Zusammenarbeit zu schaffen.