Kurzportrait der Firma
Im Miele Werk Bürmoos werden hochwertige, technisch anspruchsvolle Metallbaugruppen und Komplettgeräte für die Bereiche Haushalt, Medizin- und Anlagentechnik sowie für die industrielle Reinigung entwickelt, produziert und vermarktet.
Als Technologieführer baut das Unternehmen auf die Qualifikation der MitarbeiterInnen. Aus- und Weiterbildung wird von der Unternehmensführung als eines der wichtigsten strategischen
Ziele wahrgenommen. Diese wichtige Maxime hat entscheidend mitgeholfen, Miele Bürmoos zum Erfolg zu führen. Derzeitiger MitarbeiterInnen-Stand rund 270 davon rund 15 Lehrlinge.
Wann wurde mit BGF begonnen und was waren die Gründe dafür?
Das Thema Gesundheit wurde aufgrund der tendenziell negativen Entwicklung der Krankenstandstatistik immer wieder in der Führungsebene diskutiert. Das Gegensteuern war mangels Kenntnis der genauen Ursachen wenig erfolgreich. Gespräche im Rahmen der Führungskräfterunden haben den Wunsch eines umfassenden Projektes im Rahmen der Gesundheitsförderung entstehen lassen.
Nach kurzer Zeit war klar, dass nur ein gesamtheitliches Herangehen für eine Verbesserung sorgen konnte. Damit war mit 1.5.13 der Startschuss zum BGF-Projekt gefallen.
Wer wurde in die Projektstrukturen bzw. in die Steuerungsgruppe eingebunden?
Die Projektleitung wurde in der HR-Abteilung identifiziert. Der Projektleiter hat verschiedene Ausbildungen zum Thema BGF absolviert, um die hausinterne Kompetenz zu bilden.
Der Aufbau des Projekts erfolgte nach bewährter Methode des ÖNBGF mit Unterstützung durch die externe Beratung der ÖNBGF-Regionalstelle SGKK. Ein Projektteam wurde aus Bereichen der HR und Assistenz/Kommunikation gebildet die Projektsteuergruppe einberufen. In der Steuerungsgruppe waren vertreten: externer BGF-Betreuer, Arbeitsmediziner, Sicherheitsfachkraft, Betriebsräte, Sicherheitsfachkraft, Ersthelfer, KVPC-Verantwortliche, Geschäftsführung. Ein Förderungsantrag beim Fonds Gesundes Österreich (FGÖ) wurde erarbeitet und eingereicht.
Welche Instrumente wurden im Zuge der Ist-Analyse sowie in der abschließenden Evaluation eingesetzt?
Primäres Ziel war nicht die Reduktion von Ausfallzeiten, sondern generell das gesundheitliche Wohlbefinden am Arbeitsplatz signifikant zu steigern. Weitere Ziele waren die Verbesserung der Wahrnehmung der Führungsverantwortung und eine Harmonisierung der Arbeitsanforderungen mit den Fähigkeiten der MitarbeiterInnen.
Als Ist-Analyse Tool wurde neben der Krankenstandauswertung, der Arbeitsunfalldatenanalyse und neben Round-Tables (Eruierung Verbesserungspotentiale) die BGF-Kompass-Befragung im Mai 2013 durchgeführt.
Von Beginn an war klar, dass die Gesundheitszirkel extern moderiert werden.
Wie wurde die Belegschaft eingebunden? Wie wurde sie über die BGF-Aktivitäten informiert?
Um einen spannenden Einstieg zu ermöglichen, setzten wir, nach offizieller Förderzusage durch den FGÖ, auf ein Gesundheitskabarett mit Ingo Vogl. Flankiert wurde das Projekt bereits vor Start mit viel aktiver Kommunikation (Aushänge, Betriebsversammlungen, Mailings, Mitarbeiterzeitung, persönliche Gespräche). Alle Führungskräfte wurden von Beginn an über die monatlichen Management Reviews laufend informiert und für das Thema sensibilisiert.
Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
Die großen Handlungsfelder betrafen die Führung, die Kommunikation, die Aus- und Weiterbildung, die Entgeltsituation und das Thema Wertschätzung. Ganz konkrete Maßnahmen (Staubbelastung, Klimaanlage, Arbeitskleidung, etc.) wurden angesprochen und sofort umgesetzt.
Es wurden der Weiterbildungskatalog neu organisiert und aufgelegt, die Besprechungsstruktur neu aufgesetzt, die Möglichkeit von Beratungsstunden durch eine Arbeitspsychologin geschaffen, das MitarbeiterInnen-Fördergespräch inhaltlich neu gestaltet und flächendeckend eingeführt, eine Prozesslandkarte erstellt und viele Dinge mehr.
Auf der Verhaltensebene wurden Tabakentwöhnungsseminare durchgeführt, Deutschkurse angeboten, Rückenfitangebote direkt im Werk und andere Bewegungsmaßnahmen umgesetzt – auch das bestehende Kulturangebot wurde aktualisiert, erweitert und neu kommuniziert.
Die Führungskräfte wurden in Gruppen sowie in Einzelschulungen fortgebildet, vernetzt und unterstützt.
Welche Erfolge konnten erzielt werden?
Mit dem umfassenden Maßnahmenpaket konnten die Projektziele erfolgreich erreicht werden:
Die Führungskräfte-Kennzahl hat sich in der BGF-Kompassbefragung signifikant verbessert.
Die Krankenstandquote (Verlust an Jahresarbeitstagen) konnte sowohl bei den ArbeiterInnen wie auch bei den Angestellten gesenkt werden - die Dauer pro Arbeitsunfähigkeit und die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage pro Mitarbeiter ebenso.
Die Arbeitszufriedenheit konnte verbessert werden. Die quantitative Überforderung gemindert und die Selbstwirksamkeitsüberzeugung erhöht werden.
Wie soll gewährleistet werden, dass BGF eine nachhaltige und stetige Entwicklung ist?
Die Einführung eines betrieblichen Gesundmanagements incl. Wiedereingliederungsmanagement wurde in der Projektsteuergruppe verbindlich beschlossen. Das Budget ist fixiert - das Commitment der Geschäftsleitung künftig ein Budget und die zeitlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen besteht. Die Projektsteuergruppe bleibt im vollen Umfang bestehen. Unsere Kultur- und Wertecharta wird um das Thema Gesundheit entsprechend erweitert.
Im Projektzeitraum konnten über weite Strecken deutliche Verbesserungen erreicht werden und auch die Führungskräfte vom Nutzen dieses Projekts überzeugt werden. Das Ergebnis der zweiten Befragung ist durchaus erfreulich, beinhaltet aber auch einen klaren Auftrag zur Weiterarbeit.
Was möchten Sie interessierten Unternehmen mit auf den Weg geben?
Die kürzlich getroffene Miele-Konzern-Entscheidung zur Verlagerung von Produktionsteilen in ein italienisches Werk mit Personalabbaukonsequenzen (80 MitarbeiterInnen) am Standort Bürmoos bedauert die Geschäftsführung zu tiefst. Dennoch ist man überzeugt mit den verbleibenden hochqualifizierten und motivierten MitarbeiterInnen im Werk Bürmoos ein zukunftsorientiertes Unternehmen weiter zu führen. Dies kann unter anderem deshalb geschehen , da in den letzten Jahren die BGF verstärkt umgesetzt wurde und die MitarbeiterInnen dadurch positiv an das Unternehmen gebunden sind.