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Auftakt GmbH


Kurzpräsentation des Betriebs

Die Auftakt GmbH betreut erwachsene Menschen mit Behinderungen in vollbetreuten Wohngemeinschaften und vor allem psychisch kranke Personen ambulant in deren eigenen Mietwohnungen. Unser Ziel ist die Unterstützung und Förderung eines möglichst selbstbestimmten und selbständigen Lebens. Das Angebot beinhaltet unter Anderem die Gestaltung sozialer Beziehungen, die Teilnahme am kulturellen Leben, die Gesundheitsförderung und –erhaltung und die Unterstützung bei der alltäglichen Lebensführung. Derzeit werden von knapp 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 185 Klientinnen und Klienten betreut.

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Wann wurde mit BGF begonnen und was waren die Gründe dafür?

Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren der Geschäftsführung immer schon ein Anliegen. In den letzten Jahren wurden immer wieder gesundheitsfördernde Maßnahmen angeboten: Vorträge zu Gesunder Rücken, Pilates, Laufgruppen für MitarbeiterInnen und KlientInnen, Selbstverteidigungskurse, Kostenbeteiligung an Kursen in Rahmen des WGKK-Angebots „Bewegt Gesund“,

Die Erhebung der Psychischen Belastungsfaktoren ergab ein umfassendes Bild, welchen Belastungen und Stressoren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich ausgesetzt sind.

Von Seiten des Personalmanagements wurden verschiedene Anstrengungen unternommen die Belastungsfaktoren der einzelnen Einrichtungen gemeinsam mit den Führungskräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu analysieren und Maßnahmen zur Beseitigung der Stressoren zu entwickeln. Es hat sich allerdings relativ rasch herausgestellt, dass es dafür ein umfassendes Projekt mit professioneller Begleitung braucht.

So startete im Sommer 2014 das BGF-Projekt. Mittlerweile ist die Projektphase abgeschlossen und die BGF in den Regelbetrieb übergangen.


Wer wurde in die Projektstrukturen bzw. in die Steuerungsgruppe eingebunden?

In die Steuerungsgruppe wurden die Geschäftsführung, die Personalleitung, der Betriebsrat und Sicherheitsvertrauensperson, die QM-Beauftragte sowie eine Vertreterin der KundInneninteressen eingebunden. 2 Mitarbeiterinnen absolvierten die Ausbildung zur GZ-Moderatorin und waren wie die Mitarbeiterin des Sekretariats und der PR-Mitarbeiter Teil des Projektteams.


Welche Instrumente wurden im Zuge der IST-Analyse sowie in der abschließenden Evaluation eingesetzt?

Mit dem BGWmiab konnten die berufsspezifischen Belastungen und Beanspruchungen in der Betreuungssituation sehr genau erhoben werden. Dieser Fragebogen erlaubt auch eine differenzierte Auswertung für jede Einrichtung. Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zentralen Geschäftsstelle wurde der ERI-Fragebogen eingesetzt.

Darüber hinaus wurden aber auch Kennzahlen wie z.B. die Fluktuation, die allgemeine Zufriedenheit mit dem Betriebsklima, Unfallstatistiken und die Krankenstandsauswertungen herangezogen.


Wie wurde die Belegschaft eingebunden? Wie wurde sie über die BGF-Aktivitäten informiert?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren einerseits durch die Gesundheitszirkel an der Maßnahmenplanung beteiligt.

Der daraus resultierende Maßnahmenkatalog war für alle über das Intranet einsehbar.

Über erledigte Maßnahmen, Veränderungen in diversen Abläufen und Angeboten im Rahmen der BGF wurde mittels wöchentlicher Mail informiert. Für all jene, die keinen regelmäßigen Zugang zu den Mails haben, wurden Informationen im monatlichen Informationsblatt, das den Lohnzetteln beigelegt wird, veröffentlicht.


Welche Maßnahmen wurden umgesetzt bzw. welche Erfolge wurden erzielt?

Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Vollbetreuten Wohnen lag der Schwerpunkt auf Kommunikation und Informationsweitergabe im Team, auf Gewährleistung der Betreuungsqualität, Organisation der Arbeit, Einspringen bei kurzfristigen Krankenständen von Kolleginnen und Kollegen.

Die wirkungsvollsten Maßnahmen waren u.a.: ein in jedem Team erstelltes Konsenspapier, wie bei Krankenständen, Dienständerungen etc. vorgegangen werden soll; eine allgemeine Leitlinie zur Sicherstellung von Informationsweitergabe, ein Standard um die Ziele mit und für die KlientInnen präsent zu halten, eine ständige Rubrik in der monatlichen Infoschrift mit dem Namen „Das ist uns gut gelungen“ um auch die kleinen Erfolge des Alltags vor den Vorhang holen zu können. Es wurde eine Erholungszeit nach erfolgter Urlaubsaktion mit den KlientInnen vereinbart; die Zusammenarbeit mit Arzt und Apotheke neu organisiert usw.

 Bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Teilbetreuten Wohnens wurde vor allem die Abgrenzung gegen über der psychisch anspruchsvollen Klientel, den Angehörigen und der Umgang mit Ämtern und Behörden thematisiert. Es wurden entsprechende Weiterbildungen durchgeführt, mit den Klientinnen Telefonzeiten vereinbart um nicht immer und überall erreichbar sein zu müssen, die Zuordnung welche KlientIn von welcher MitarbeiterIn betreut wird, wurde neu geregelt. Damit konnten lange Anfahrtszeiten vermieden und die Wegzeiten insgesamt optimiert werden.

 Für die Führungskräfte standen Organisation, Koordination und Den-Überblick-Bewahren im Vordergrund. Teilweise deckten sich die Themen mit jenen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Vollbetreuten Wohnens. Es wurden aber auch die monatlichen Sitzungen neu strukturiert, die Protokollvorlage verändert, sodass nun mehr Zeit für Diskussion und ein besserer Überblick über Arbeitsaufträge etc. gegeben sind. Ein gemeinsamer Kalender für Organisationsübergreifende Veranstaltungen schafft ebenfalls einen besseren Überblick, eine Projektdatenbank ermöglicht eine bessere Transparenz bzgl. laufender Projekte etc.

Die MitarbeiterInnen der zentralen Geschäftsstelle brachten die Belastungen der Bildschirmarbeit, die Kooperation mit den Einrichtungen und unzulängliche räumliche Ressourcen ein. Daher wurde das Archiv ausgeweitet und besser ausgestattet und strukturiert, ein Höhen verstellbarer Tisch für Ordnungsarbeiten angeschafft, eine Arbeitsplatzevaluierung mit persönlicher Vermessung durch die AUVA durchgeführt.

 Gemeinsam mit den Führungskräften wurde ein Leitfaden zum Gesunden Führen erstellt. Dieser beschäftigt sich mit dem Themenkreis der „psychosozialen Erkrankungen“ - also Burnout, Alkohol am Arbeitsplatz, psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz, partnerschaftliches Verhalten und dem Wiedereinstieg nach langem Krankenstand. Der Schwerpunkt liegt bei der Prävention, der Wahrnehmung und der verantwortlichen Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein Leitfaden für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sich mit denselben Themen aber aus Sicht der Mitarbeiter.

 Insgesamt konnten 60 Maßnahmen aus den Gesundheitszirkeln positiv bearbeitet und umgesetzt werden.

 Verhaltensorientierte Maßnahmen waren eine Vorsorgeuntersuchung in Zusammenarbeit mit der MA15. Ein Gesundheitsscheck, den jede Teilnehmerin/ jeder Teilnehmer der Untersuchung für unterschiedliche Bewegungs- und Entspannungsangebote einlösen konnte. Zwei Mitarbeiterinnen absolvierten eine Ausbildung zu „Mitarbeiter bewegen Mitarbeiter“. Und somit wird seit einem Jahr in der zentralen Geschäftsstelle täglich geturnt. Im Fit-Check-Bus des ASKÖ konnten Muskelkraft und Muskelbalance überprüft und in den anschließenden Rückenfit-Stunden verbessert werden.

Viele Seminare wie Gesundes Führen, Mobbing, Alternsgerechtes Arbeiten, Burnout und Stress etc. führten zu einer geänderten Arbeitshaltung und mehr Achtsamkeit.

Die Bedeutung des Themas ist bei Mitarbeiterinnen, Mitarbeitern und Führungskräften deutlich gestiegen.

Vor allem die Leitfäden wurden als Erfolg und große Hilfestellung wahrgenommen.

Die Angebote wurden alle sehr gut angenommen. Das Interesse ist nach wie vor hoch. Bei der Kick-off-Veranstaltung wurden Schrittzähler ausgegeben, die bis heute bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch verwendet werden und Auslöser für mehr Bewegung im Alltag waren. Daran sehen wir, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittlerweile auch eigenverantwortlich auf ihre Gesundheit und Arbeitsfähigkeit achten. Die Bemühungen der Organisation werden bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern positiv vermerkt.


Wie soll gewährleistet werden, dass BGF eine nachhaltige und stetige Entwicklung ist?

Die BGF wird in das neu überarbeitete Leitbild übernommen. Alle zwei Jahre finden im Anschluss an die Erfassung der psychischen Belastung und Beanspruchung Gesundheitszirkel statt. So gab es bereits 2016 zum 2ten Mal Gesundheitszirkel. Dabei wurden die alten Maßnahmen evaluiert, teilweise nachgebessert und neue – diesmal aber bereits viel weniger – Maßnahmen im Maßnahmenkatalog aufgenommen. Diese gilt es nun im kommenden Jahr wieder umzusetzen. Die Vorsorgeuntersuchung ist zu einem fixen Bestandteil geworden und findet ebenfalls alle 2 Jahre statt. Es gibt jährliche Weiterbildungsangebote für Führungskräfte und pro Jahr 2 Angebote (Untersuchungen, Stressseminare, Bewegungsseminare, Raucherentwöhnung etc.) für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.


Welche Stolpersteine gab es zu meistern?

Da das Projekt ein Anliegen der Geschäftsführung war und auch von dieser initiiert wurde, waren Einführung und Umsetzung nicht sehr schwierig. Weit schwieriger war es das Interesse bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu wecken, sodass auch in allen Einrichtungen die gemeinsam formulierten Maßnahmen umgesetzt wurden. Es hat sich auch gezeigt, dass mehr als zwei Angebote/Jahr zu viel sind und nicht angenommen werden.


Was möchten Sie interessierten Unternehmen mit auf dem Weg geben?

BGF ist ein umfassendes Projekt und in Folge sehr arbeitsintensiv bis es Teil der Firmenkultur wird. Um wirklich etwas zu bewegen und damit es bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ankommt, muss es Entscheidungsträgern und Durchführenden ein echtes Anliegen sein. Einen großen Anteil am Gelingen hat die regelmäßige Kommunikation und Information.