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Leinenweberei Vieböck


Kurzpräsentation des Betriebs

Die Mühlviertler Weberei gehört zu den ältesten und traditionsreichsten Unternehmen Österreichs. Seit 1832 entstehen in der Leinenweberei Vieböck Leinen- und Baumwollstoffe.

Besonderes Augenmerk wird auf Ökologie, Nachhaltigkeit und ehrliche Durchschaubarkeit der Produkte gelegt. Die Leinengarne stammen aus Europa. Veredelt und gefärbt werden die Stoffe in Österreich. Als erste Weberei in Österreich und als einzige Leinenweberei weltweit ist die Leinenweberei Vieböck mit den Bio-Zertifikaten GOTS und IVN BEST zertifiziert.  

Jährlich werden ca. 90.000m Stoff erzeugt. Kunden für das Naturprodukt Leinen zu begeistern, ist den Mitarbeiter/innen ein großes Anliegen. Die geringe Mitarbeiterfluktuation und die lange Betriebszugehörigkeit bekräftigen die große Verbundenheit der 17 Mitarbeiter/innen zum Unternehmen.

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Wann wurde mit BGF begonnen und was waren die Gründe dafür?

Das Durchschnittsalter der Belegschaft ist relativ hoch. Der Geschäftsführer sah in dem BGF-Projekt die optimale Möglichkeit, einerseits Mitarbeiter/innen für Gesundheitsfragen zu sensibilisieren und andererseits Motivation und Wohlbefinden zu erhöhen, damit das erforderliche Arbeitspensum bis zum Pensionsantritt gut bewältigt werden kann. Gestartet wurde das in Kooperation mit der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (OÖGKK) durchgeführte Projekt im Dezember 2014. Die Projektbegleitung erfolgte durch Frau Mag. Johanna Mühleder, einer externen Beraterin im Auftrag der OÖGKK. 

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Wer wurde in die Projektstrukturen bzw. in die Steuerungsgruppe eingebunden?

Es wurden alle Mitarbeiter/innen in das Projekt eingebunden. Die Steuerungsgruppe setzte sich aus Geschäftsführung (Herr Johann Kobler), der Sicherheitsfachkraft (Frau Margit Schütz-Eibl, BGF-Projektleitung) sowie Frau Mag. Johanna Mühleder als externe BGF-Beraterin zusammen. 


Welche Instrumente wurden im Zuge der IST-Analyse sowie in der abschließenden Evaluation eingesetzt?

Sowohl zu Beginn als auch am Ende des Projektes wurde eine Mitarbeiter/innenbefragung durchgeführt. Neben den Befragungen wurden auch Messberichte der AUVA eingesetzt.  

Die Erstbefragung wies bereits auf eine Reihe gesundheitsförderlicher Ressourcen hin, auf welche in der Folge gut aufgebaut werden konnte. So wurden etwa Arbeitsmotivation, Mitbestimmungsmöglichkeiten und Sozialklima bereits zu Projektbeginn überaus positiv eingeschätzt. Handlungsbedarf ergab sich aber bei den Themen Lärm, Rückengesundheit und dem Heben und Tragen schwerer Lasten. Auf diese Belastungsfaktoren wurde im Projekt besondere Rücksicht genommen.  

Die Evaluierung am Ende des BGF-Projektes bestätigte die positiven Auswirkungen der BGF: Für 93 Prozent der befragten Mitarbeiter/innen hat sich die Bedeutung von „Gesundheit und Wohlbefinden“ im Unternehmen durch die BGF-Maßnahmen sicht- und spürbar verbessert. Positive Auswirkungen ergaben sich nach Ansicht der Mitarbeiter/innen außerdem auf das eigene Gesundheitsbewusstsein der Mitarbeiter/innen, die innerbetriebliche Kommunikation sowie die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit.


Wie wurde die Belegschaft eingebunden? Wie wurde sie über die BGF-Aktivitäten informiert?

Persönliche Einladung zur Teilnahme an den diversen Veranstaltungen wie: Kick-off Veranstaltung, Workshops, sowie laufende Information und Austausch über die Projektaktivitäten. Im Zuge des Projektes wurde außerdem eine Mitarbeiterzeitung („Gesundheitsinfo“) erstellt und an alle Beschäftigten ausgegeben. 


Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?

Es wurden sowohl verhaltens- als auch verhältnisbezogene Maßnahmen zur Umsetzung gebracht. Nachfolgend ein kurzer Auszug der umgesetzten Maßnahmen:

  • Ergonomie am Arbeitsplatz in Näherei, Verkauf und Büro.
  • Dämpfungsmatten in der Näherei um Vibrationen zu verringern. Abrollvorrichtung für Verpackungsmaterial und höhenangepasste Waage, um das Heben beim Verpacken der Versandware zu reduzieren bzw. zu erleichtern. Beleuchtungskörper im Versand/Verkauf ausgetauscht/angepasst.
  • Auf Wunsch angepasster Gehörschutz anstatt Oropax.
  • An der Seminarreihe Exzellent Management nehmen drei Mitarbeiterinnen teil.
  • Alle zwei Wochen Jour Fixe mit allen Schlüsselpersonen.
  • Kommunikation zwischen den einzelnen Abteilungen wurde verbessert.
  • Gemeinsame Gymnastik zwei Mal wöchentlich unter Anleitung einer Mitarbeiterin - mit Fokus auf Entspannung und "Gesunder Rücken".
  • Wöchentlicher Obstkorb.


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Welche Erfolge konnten erzielt werden?

Von den erhobenen Maßnahmen konnten mehr als 2/3 positiv umgesetzt werden. 

Durch die intensive Beschäftigung mit nachhaltiger Lebensweise und achtbaren Umgang mit Mensch und Natur haben sich auch weitere – nicht im Programm festgelegte – Aktivitäten ergeben:  

  • Sensibilisierung für gesunde Ernährung, regionalen/saisonalen (Lebensmittel)-Einkauf.
  • Motivation zu Sport und Bewegung.
  • Abfallvermeidung. Für Mitarbeiter/innen liegen wiederverwendbare Stoffsackerl zur freien Entnahme auf (Ersatz für Einwegsackerl bei Obst und Gemüse).
  • Gemüse- und Obstüberschuss wird von KollegInnen an KollegInnen verschenkt.
  • Lesestoff zum Ausleihen (Fachliteratur, Zeitschriften, Kochbücher, Neuigkeiten aus unserer Branche, Informationen zu aktuellen Themen,…)
  • Gemeinsame Aktivitäten der Mitarbeiter/innen auch in der Freizeit (wandern, kegeln, Betriebsausflug, „Wichteln“ im Advent,…)


Wie soll gewährleistet werden, dass BGF eine nachhaltige und stetige Entwicklung ist?

Das Fortbestehen des BGF ist durch die Zusage der Geschäftsführung gewährleistet. Die BGF-Projektleitung wurde mit der Fortführung des Betrieblichen Gesundheitsmanagements beauftragt. Damit die aktive Beteiligung der Mitarbeiter/innen bestehen bleibt, sind in regelmäßigen Abständen weitere Mitarbeiter/innenbefragungen vorgesehen. Die Ergebnisse werden der Steuerungsgruppe präsentiert und die Umsetzung von Lösungsvorschlägen beschlossen. Eine "Was ich wissen muss"-Mappe wird erstellt und ein Infoblatt soll 2-3x jährlich alle MA schriftlich über Weiterentwicklung, Neuerungen und Änderungen informieren.

2016 wurde uns erstmals das BGF-Gütesiegel verliehen, was für uns auch eine Belohnung für das bisher Geleistete darstellt. 


Welche Stolpersteine gab es zu meistern?

Grundsätzliche Auffassungsunterschiede, Interessenskonflikte und Kommunikationsprobleme erschwerten manchmal ein konstruktives Arbeiten. Beim Umsetzen einiger Maßnahmen kamen wir dadurch nur sehr schleppend voran. 


Was möchten Sie interessierten Unternehmen mit auf dem Weg geben?

Motivierte und gesunde Mitarbeiter sind der Grundstock eines funktionierenden Unternehmens. Ein BGF-Projekt ist ein guter Einstieg, um sich mit den Belastungsfaktoren im Unternehmen auseinanderzusetzen bzw. die Rahmenbedingungen im Betrieb zu optimieren. Das "Dranbleiben", das ständige Optimieren und Weiterentwickeln stellt nach Abschluss des Projektes die größte Herausforderung dar. Nicht wieder in den alten Trott zurückzufallen, erarbeitete Grundsätze fortführen und das BGF Projekt zu einem selbstverständlichen und nachhaltigen "Werkzeug" im Betrieb zu installieren wird die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Ein fixes Budget (sowohl monetär als auch temporär) für das BGF-Projekt ist obligatorisch. Und, last but not least: BGF kann nur dann erfolgreich sein, wenn es von der Unternehmensleitung mitgetragen wird.